Das Know-how der AuE GmbH in Kassel im Bereich der Einstell- und Messtechnik für Pkw-Achsen ist weltweit gefragt. Jetzt begibt sich das Unternehmen in die Vorreiterrolle für Zero-Emission-Technologien.
Grüner Wasserstoff ist der Schlüssel zu einer CO2-freien Zukunft. Er gilt als wichtiger Baustein für die Energie- und die Verkehrswende. Welches Potenzial in der Wasserstoffmobilität steckt, hat der Kasseler Maschinenbauspezialist AuE erkannt. Das Unternehmen ist in den Bereichen Automatisierung, Montage- und Einstelltechnik für die Automobilindustrie und deren Zulieferer tätig. Der Spezialist fÜr Achsvoreinstellungen entwickelt Sondermaschinen für alle namhaften Hersteller. Mit „Hydrogen Solutions“ will sich AuE neue Märkte erschließen.
Dass saubere Mobilität mit Wasserstoff Perspektiven bietet, liegt für Dietmar Böttner, Technical Innovation Engineer, auf der Hand. Der Vertriebsingenieur verweist auf die wachsende Zahl von Wasserstofftankstellen, auf Wasserstoffantriebe, die für Personenzüge erprobt werden, auf die fortschreitende Entwicklung von wasserstoffbetriebenen Schiffen und auf die Möglichkeiten für die Luftfahrt.
Erste Anlage in Kassel in Betrieb
Die AuE Kassel GmbH hat vor zwei Jahren mit dem Aufbau ihres Geschäftsbereichs Zero Emission Technologies begonnen und bietet heute Montage- und Automatisierungslösungen für die Herstellung von Wasserstofftanks an. Eine erste große Produktionsanlage wurde bereits in Kassel realisiert. „Als Generalunternehmen bieten wir schlüsselfertige Lösungen – von der Beratung über die Planung und die Konstruktion bis hin zur Inbetriebnahme“, erläutert Dietmar Böttner, der AuE aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Sondermaschinenbau für das Projekt bestens aufgestellt sieht.
„Wir wollen ein strategisch kompetenter Partner für die Nutzung der Wasserstofftechnologie sein und verstehen uns als Lösungsarchitekt. Unsere modernen Anlagen und unser Fachwissen garantieren eine effiziente Produktion von Tanks, die höchsten Qualitätsstandards entsprechen, wirtschaftlich sind und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten“, sagt Dietmar Böttner.
Da Wasserstoff viele Herausforderungen mit sich bringt, eine davon ist seine Lagerung, stellt dies besondere Anforderungen an die Herstellung von Druckbehältern. „Wasserstoff ist das kleinste chemische Element. Wenn es im Tank auch nur das kleinste Leck gibt, entweicht er“, erklärt Dietmar Böttner. Deshalb müssen sie äußerst stabil und präzise gebaut sein – und einem Druck von 700 bar und einem Prüfdruck von 1000 bar standhalten.
Herausforderung Ventilmontage
Ob Druckprüfung, Wickelzelle für die Kohlefaserverstärkung, Brandschutzlackierung oder Ventilmontage: Jeder Produktionsschritt erfordert spezielles Know-how. Dietmar Böttner macht das am Beispiel des Verschraubens der Ventile – auch „Anfädeln“ genannt – deutlich: Das Ventil muss einerseits den Behälter abdichten, andererseits im Schadensfall gezielt Wasserstoff abgeben.
Mit Lösungen für die Wasserstofftechnologie plant AuE im Sommer den Markteintritt in den USA. Begleitet wird das Vorhaben von den Industrie- und Handelskammern in Kassel und Frankfurt sowie von der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Chicago. „Ich bin begeistert von der Unterstützung“, sagt Dietmar Böttner, der das Projekt von Kassel aus und vor Ort mitbetreut. Für Juni ist die Teilnahme an der „Hydrogen Technology Expo“ in Houston geplant – Nordamerikas führende Messe und Konferenz für die Wasserstoff- und Brennstoffzellenindustrie, auf der Technologien und Lösungen für eine kohlenstoffarme Zukunft vorgestellt und diskutiert werden.
USA fördern Wasserstoff-Hubs
„Viele europäische Maschinen- und Anlagenbauer haben Niederlassungen in den Vereinigten Staaten, auch wir wollen mit Unterstützung der AHK eine Präsenz aufbauen“, erklärt Dietmar Böttner, der in den USA einen Wachstumsmarkt sieht. Denn dort nimmt die Wasserstoffwirtschaft Fahrt auf: Erst im Oktober 2023 hatte die US-Regierung angekündigt, sieben Milliarden US-Dollar für die Entwicklung von bis zu zehn regionalen Wasserstoff-Hubs bereitzustellen.
Das Kasseler Unternehmen, gegründet 1980 als Sonderabteilung der Wegmann-Gruppe, hat über Jahrzehnte Wachstum und Weiterentwicklung erlebt. Seit 2009 firmiert es als AuE Kassel GmbH, die im selben Jahr Teil der international tätigen Strama Group im bayerischen Straubing wurde.
Für die Kasseler hat das viele Vorteile: „Der Zugang zu einem breiten Portfolio an Expertise und Ressourcen und die enge Zusammenarbeit stärken unsere Position auf den Welt- und Zukunftsmärkten“, führen die Geschäftsführer Jörg Knechten und Martin Ebner aus. Auch die Mitarbeiterzahl ist gewachsen: Vor zehn Jahren waren es in Kassel rund 130 Beschäftigte, heute sind es über 200 hochspezialisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Vor allem die Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie setzt auf das Know-how aus Kassel, um die Leistung, Sicherheit und Effizienz ihrer Fahrzeuge zu optimieren. Im Bereich Automotive hat sich AuE auf die Achsmontage und komplette Montagelinien für Pkw-Achskomponenten spezialisiert. Die Montageanlagen für Vorderachsen, E-Antriebe oder Getriebe sind weltweit im Einsatz.
Ein Spezialgebiet ist die vollautomatische Spur- und Sturzeinstellung von Pkw-Achsen in der Montagelinie. Der Weltmarkt- und Technologieführer ist Partner vieler Premiumhersteller, deren Anlagen sowohl an den deutschen Standorten als auch in deren Werken im Ausland stehen.
Darüber hinaus ist AuE im Trucksegment führend bei Montageanlagen für Komponenten von Triebfahrzeugen und Trailern. Die maßgeschneiderten Lösungen aus Kassel helfen, Produktionskapazitäten zu optimieren und die Qualität zu steigern.
AuE hat sich auch im Sondermaschinenbau für andere Branchen etabliert und liefert Lösungen für alle industrierelevanten Bereiche wie Automatisierung und Prozesssteuerung, Einstellen und Messen, Montieren und Prüfen, vom Produktionssegment bis hin zur kompletten Fertigungslinie.
Quelle: IHK-Magazin Wirtschaft Nordhessen / Autorin: Helga Kristina Kothe