„Wasserkraft muss bleiben“: Unter diesem Motto hat das Rotenburger Kraftwerk Haag sein 80-jähriges Bestehen gefeiert.

Dass Wasserkraft nach wie vor – oder aber gerade heute – ein wichtiges Thema ist, ließ sich Anfang September in Rotenburg an der Fulda erleben. „Herausforderungen annehmen, Wasserkraft muss bleiben“, lautete das Motto beim Tag der offenen Tür des Wasserkraftwerks Haag, der etwa 700 Besucher anlockte.
Der Familienbetrieb feierte das 80-jährige Bestehen – und gedachte gleichzeitig einem weiteren Jubiläum: Vor 100 Jahren brannte die bereits 1612 errichtete Herrenmühle des Landgrafen nieder, auf deren Grundmauern später das Kraftwerk entstand. Von 1939 bis 1943 baute Eugen Haag die Mühle um und übergab die Geschäfte später an seinen Sohn. 1996 stieg Enkelin Cornelia Haag-Lorenz mit ein und führt den Betrieb in der dritten Generation.
Bis zu 520 Vier-Personen-Haushalte
Mit der Erneuerung der Rechenreinigungs- und dem Bau einer neuen Fischaufstiegsanlage hat sie das Kraftwerk für die Zukunft aufgestellt. Mit einer Produktion von durchschnittlich 1.500.000 Kilowattstunden pro Jahr könnte es bei ständiger Vollauslastung etwa 520 Vier-Personen-Haushalte versorgen. Zum Einsatz kommen dafür eine Kaplan- und eine Francis-Turbine – eine weitere „antike“ Francis-Turbine aus dem Jahr 1898 lässt sich zudem immer noch vor Ort bestaunen.
Dass die Wasserkraft damals wie heute wichtig ist, steht für Cornelia Haag-Lorenz außer Frage. Gerade die Kleinwasserkraft, sagt sie mit Nachdruck, sei die erneuerbare Energie mit den wohl meisten Vorteilen. Sie sei ausgereift und zuverlässig, grundlastfähig und auch netzausgleichend sowie unabhängig von Wetter, Saison und Tageszeit stets verfügbar und unter den regenerativen Energiequellen die schwankungsärmste.
Auch für die Zukunft biete sie damit großes Potenzial, welches aktuell jedoch nicht in vollem Umfang genutzt werde. Nach wie vor bestünden vielerorts Vorbehalte und Vorurteile und die unterschiedliche Umsetzung und Auslegung von Vorschriften und Gesetzen stelle Betreiber oft vor Probleme. Mehr Unterstützung seitens der Politik wäre wünschenswert, damit es künftig zu einer besseren Nutzung käme.
Quelle: Kristina Marth, Wirtschaft Nordhessen