Weniger Bienen, Fliegen, Schmetterlinge – der Naturschutzbund Deutschland berichtet, dass sich ihre Zahl im Sinkflug befindet. Unternehmen können mit naturnahen Firmengärten einen Beitrag zu ihrem Schutz leisten.

Die positiven Effekte eines naturnahen Firmengartens liegen auf der Hand: Die „grüne Visitenkarte“ ist schön anzusehen und stärkt die biologische Vielfalt. Firmengärten, die Kriterien der Biodiversität berücksichtigen, sind ein wichtiger Lebensraum für Vögel, Bienen, Schmetterlinge und Insekten. Karl-Heinz und Sebastian Härtl von der Gärtnerei Härtl in Niedenstein betonen: „Schon mit kleinen Veränderungen kann man etwas erreichen, auch auf kleinstem Raum.“
Ein erster Schritt seien artenreiche Blumenbeete. Ob Echinacea, Lavendel oder Sommerflieder: „Die Wahl sollte auf wertvolle Futterpflanzen mit hochaktiven Nektarien für Bienen, Falter und Insekten fallen.“ Lebensraum seien auch begrünte Fassaden oder Flachdächer mit sukkulenten Pflanzenarten, die für Sandbienen bis hin zum Nachtfalter Futterquellen und Eiablagemöglichkeiten schafften.
Unternehmen, die ihr Areal neu gestalten wollen, empfehlen sie eine Orientierung am Prinzip des Niederwalds: „In diesem Lebensraum herrscht Artenvielfalt.“ Das Kerngerüst bilden Baumgruppen, etwa aus Hainbuchen, Braunhaseln und Holunder, die dem Klimawandel standhalten sowie Hort und Nahrungsspender für die Vogelwelt sind. Das Mittelsegment ist vielfältig bepflanzt mit Stauden und das Bodensegment mit Zwiebelpflanzen, von Schneeglöckchen bis hin zu Astern, die Falter und Insekten lieben. Karl-Heinz Härtl erklärt: „Die Stauden liefern dekorative Blüten, Blatt- und Fruchtschmuck. Durch geschickte Auswahl bieten sie einen Blütenflor von Januar bis November.“
Konzept hilft, Wasser zu sparen
Sohn Sebastian weist darauf hin, dass sich mit dem Niederwaldkonzept Wasser sparen lasse: Denn Baumkronen und hohe Stauden schirmten den Boden ab, sodass es lange im Mikrokosmos unterwegs ist. Wichtig seien zudem Substrate, die Wasser im Boden binden, die Auswahl genügsamer Pflanzen und die Beratung beim Pflanzenproduzenten.
Auch Martina Mensing-Meckelburg vom Gartencenter Meckelburg mit Stammsitz in Bad Arolsen ist überzeugt: „Tiere kann man pflanzen. Ob Blühstreifen, Pflanzkübel oder Stauden und Sträucher im Garten, jeder kann etwas für Artenvielfalt tun.“ Ihr liegt vor allem der Schutz von Wildbienen am Herzen, viele Arten sind bedroht. Damit es ordentlich summt und brummt, empfiehlt sie ein buntes Bienenbuffet, von dem die kleinen Bestäuber ganzjährig naschen können.
Neben Nahrungsspendern sind Pflanzen auch Schutzraum. In Sorten mit geöffneten Blüten, etwa Glockenblumen, krabbelten Insekten nachts rein, um zu schlafen, erläutert die Gartenexpertin. Ein anderer Tipp: „Pflanzen kaufen, die für Tiere und Region geeignet sind.“
Vollpension für Bienen anbieten
Auch Insektenhotels hält sie für eine gute Idee – aber: „Nur mit Vollpension!“ Sprich: bienenfreundliche Pflanzen drum herum. „Ist das Restaurant geschlossen, zieht niemand ein“, erläutert die Präsidentin des Verbands Deutscher Gartencenter, der die Initiative „Bienen füttern“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums unterstützt. Die Stiftung für Mensch und Umwelt macht sich mit „Deutschland summt!“ ebenfalls für Wild- und Honigbienen stark. Unter ihrem Dach ist ein Netzwerk aus über 35 Kommunen und Kreisen für biologische Vielfalt vereint.
Härtl sieht im Übrigen Bund, Länder und Kreise in der Verantwortung, Vorreiter und damit Vorbild sein. Zudem hält er finanzielle Anreize durch gezielte Fördermittel für nötig, um Betriebe zu motivieren. Martina Mensing-Meckelburg spürt bei ihnen jedoch ein wachsendes Interesse, sich für Artenvielfalt einzusetzen: „Immer mehr sind dafür offen und legen Wert auf Beratung.“
Helga Kristina Kothe / Quelle: epaper.wirtschaftnordhessen.de