Der Platz für Gewerbebetriebe wird zunehmend knapper: Warum das Stapeln von Gebäuden einer von mehreren Bausteinen ist, um Flächen zu sparen und nachhaltiger zu wirtschaften.

Um weiterhin ausreichend Gewerbeflächen für wirtschaftliche Tätigkeiten zur Verfügung zu haben, eröffnet das Stapeln von Gewerbebauten neue Optionen. Damit ist das nachträgliche Aufstocken bestehender Gebäude durch einen mehrgeschossigen Neubau gemeint – interessant vor allem für Gewerbegebiete, die in vielen Fällen aus niedrig- und eingeschossigen Hallen und Gebäuden bestehen. Erste Beispiele belegen die Potenziale, die dadurch entstehen.
Eine Nachwuchswissenschaftlerin der Universität Kassel hat in einer Masterarbeit berechnet, in welchem Maße sich neue Flächen durch das Aufstocken realisieren lassen. An unterschiedlichen Stand¬orten spielte sie Szenarien experimentell-theoretisch durch. Ulm und Neu-Ulm beispielsweise kommen auf 445 Hektar zusätzliche Gewerbefläche – ein Orientierungswert, da in der Praxis nicht jeder experimentelle Entwurf umsetzbar ist. Der Wert belegt dennoch die Möglichkeiten, die das nachträgliche Aufstocken in sich birgt.
Dabei existieren unterschiedliche Varianten. Abhängig von der Beschaffenheit des Bestandsgebäudes gilt es, die individuell beste Lösung zu finden. Die Betriebsart spielt ebenfalls eine Rolle: Besonders geeignet ist die Produktion hochwertiger Güter mit niedriger Transportintensität und geringem Gewicht. Aber auch eine schwergewichtige Fertigung, wie beispielsweise von Sprintern, lässt sich mehrgeschossig organisieren, wie die Daimler AG in Düsseldorf zeigt.
Im laufenden Betrieb aufgestockt
Dass sich eine nachträgliche Aufstockung selbst im laufenden Betrieb umsetzen lässt, belegt die ehemalige W+G Group (heute SEG Automotive). Ihr Ziel lautete, die Verwaltung in den Produktionsstandort zu integrieren. Da es jedoch keine freien Flächen gab, ließ das Unternehmen die Verwaltungsbauten und zwei Parkgeschosse direkt über einer Produktionshalle mit Reinraum errichten.
Die Logistikhalle Mach 2 vom Projektentwickler Four Parx – ein zweigeschossiger Neubau – besitzt eine Rampe für Lkw mit bis zu 45 Tonnen, um auf beiden Etagen be- und entladen zu können. Durch die zen¬trale Lage in Hamburg und die große Nachfrage nach Logistiklösungen hat Four Parx alle Flächen vermietet, auch wenn die Preise etwas höher sind.
Die Abwärme besser nutzen
Betriebsabläufe lassen sich ebenfalls optimieren, wie der österreichische Waffelhersteller Manner zeigt. Durch den Umbau benötigt das Unternehmen knapp ein Drittel weniger Produktionsfläche. Zusätzlich lässt sich die Abwärme der Öfen effizienter sammeln und als Nahwärme für die Nachbarschaft nutzen – mit einem kleinen finanziellen Gewinn.
Aus baustatischer Sicht sind die Möglichkeiten zum Stapeln in vielfältiger Weise vorhanden, selbst für schwergewichtige Fertigungen. „Inwieweit es sich um eine realistische Option handelt, bleibt jedoch immer eine Einzelfallentscheidung“, sagt David Leibrich, Referent für Planung und Stadtentwicklung im Team Standortpolitik und Unternehmensförderung der IHK. Sollte ein Betrieb eine Erweiterung planen, empfiehlt es sich, das nachträgliche Aufstocken bestehender Gebäude zu prüfen. Leibrich: „Das könnte baurechtlich einfacher und unter Umständen kostengünstiger sein.“
Beim Planen von Gewerbegebieten sollte die Stapelung stets mitgedacht und der Bebauungsplan entsprechend gestaltet werden, ergänzt der IHK-Referent. „Es handelt sich um einen von mehreren Bausteinen, um Gewerbegebiete nachhaltiger zu gestalten.“
Fragen? David Leibrich, IHK-Referent für Planung und Stadtentwicklung im Team Standortpolitik und Unternehmensförderung: Tel. 0561 7891-263, E-Mail: leibrich@kassel.ihk.de