Wo viel gebaut wird, entsteht auch viel Müll. Jedes Jahr fallen bundesweit rund 60 Millionen Tonnen Bauschutt an – eine enorme Menge, die die Abfallwirtschaft vor große Herausforderungen stellt. Denn auch wenn ein großer Teil der mineralischen Bauabfälle recycelt und beispielsweise für den Straßenbau verwendet wird, platzen die Deponien aus allen Nähten. Eine ebenso praktische wie schöne Lösung für dieses Problem hat das Kasseler Start-up-Unternehmen Shards entwickelt: Das Team um Produktdesignerin Lea Schücking stellt Fliesen aus Ziegelsteinen und Recyclingglas her.
Jahrelang an der Rezeptur getüftelt
„Ich wollte ein nachhaltiges Produkt entwickeln, das zu 100 Prozent aus recyceltem Material besteht, ganz ohne zusätzliche Farb- und Bindemittel“, erklärt Schücking, die jahrelang an den idealen Rezepturen getüftelt hat. „Das Mischverhältnis von Ziegel und Glas muss stimmen, ebenso wie die Brenntemperatur.“ Je nach Rezeptur variieren Farbigkeit und Oberflächenstruktur, was sich auch an der überraschend vielfältigen Shards-Kollektion zeigt. Die Recyclingfliesen gibt es in Blau, Grün, Creme und Schwarz, mit matter oder glänzender Oberfläche und in verschiedenen Formaten. Das Besondere: Keine Fliese gleicht der anderen, was ihnen eine lebendige Ästhetik verleiht.
Die nachhaltige Designidee kommt gut an. Deshalb wurde Shards bereits mit mehreren Stipendien und Auszeichnungen bedacht, unter anderem mit dem Bundespreis Ecodesign, dem Hessischen Gründerpreis und dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design 2021. Auch erste Pilotprojekte wurden verwirklicht. So hat die neue Cafeteria des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg einen Fliesenspiegel aus Nordhessen erhalten, das neue Korbacher Rathaus und eine niederländische Bank haben ebenfalls Shards verbaut. Demnächst wird außerdem ein Muster-Fachwerkhaus im Hessen-Park mit den Recyclingfliesen bestückt.
Größere Brennöfen anschaffen
Noch sind es kleine Projekte, aber das könnte sich bald ändern. Damit Shards auch großflächig verbaut werden können, sollen schon bald die Produktionskapazitäten erweitert und neue, größere Brennöfen angeschafft werden. Anfragen für neue Aufträge bekommt Lea Schücking zuhauf – von Architekten, aber auch von privaten Bauherren: „Da sind ganz spannende Vorhaben dabei – vom Food truck bis zum Kindergarten.“
Autorin: Pamela De Filippo.
Dieser Artikel erschien erstmals in der Wirtschaft Nordhessen, Ausgabe 04/2022