Nach knapp zwei Jahren intensiver Zusammenarbeit zwischen Stadt, Wissenschaft, Unternehmen und Projektpartnern wurde am Mittwoch, 25. Juni, im Rahmen einer Abschlussveranstaltung der „Transformationsplan Klimaneutralität Industriepark Waldau“ vorgestellt.

Ziel des von der Stadt Kassel initiierten Projekts war es, Wege aufzuzeigen, wie der Industriepark Waldau klimaneutral gestaltet werden kann – wirtschaftlich tragfähig, technologisch innovativ und gemeinschaftlich getragen. Im gut besuchten Hallenbad Ost kamen Vertreterinnen und Vertreter von Kasseler Unternehmen, Wissenschaft und Forschung, Stadtverwaltung und Kommunalpolitik zusammen, um die Ergebnisse des ambitionierten Projekts zu diskutieren. Moderatorin Meike Diesing führte durch das abwechslungsreiche Programm.
Stadtklimarätin Simone Fedderke betonte in ihrer Begrüßung: „Dieses Projekt lebt vom Mitmachen. Dass so viele Unternehmen aus dem Industriepark Waldau sich aktiv eingebracht haben, zeigt, wie stark der Wille zur Veränderung ist. Klimaneutralität ist kein Selbstläufer – aber sie ist möglich, wenn Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam an einem Strang ziehen.“
In einem einführenden Gespräch mit Stadtklimarätin Fedderke, Dr. Hans‐Friedrich Breithaupt (Sprecher der Unternehmensallianz für Klimaschutz und Nachhaltigkeit) und Carsten Harkner (Vorstandsvorsitzender der Städtischen Werke) wurde deutlich, wie wichtig die enge Zusammenarbeit aller Akteure für den Erfolg des Projekts war.
Felix Pag und Ruwen Erler von der Universität Kassel stellten zentrale Impulse für die strategische Ausrichtung der energetischen Transformation vor. Sie zeigten auf, welche Potenziale zur Effizienzsteigerung, Abwärmenutzung und Integration erneuerbarer Energien bestehen – und welche Synergien Unternehmen künftig gemeinsam nutzen können: Die zukünftige Wärmeversorgung wird vor allem auf Fernwärme und dezentrale Wärmepumpen setzen müssen. Dadurch lassen sich rund 51 Gigawattstunden fossiler Brennstoffe einsparen, das entspricht dem Wärmeverbrauch von etwa 3000 Haushalten.
Gleichzeitig bringt dieser Wandel neue Herausforderungen mit sich: Der Ausbau des Stromnetzes wird entscheidend sein, denn durch den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen und den Umstieg auf E‐Mobilität im Verkehrssektor könnte die Spitzenlast auf über 60 Megawatt steigen – das ist das Siebenfache des heutigen Bedarfs. Vor diesem Hintergrund sind nicht nur Netzbetreiber, sondern auch die Unternehmen selbst gefragt, ihre Einsparpotenziale zu erkennen und zu nutzen. So zeigte eine detaillierte Analyse bei einem Unternehmen, dass durch Abwärmenutzung und Wärmepumpeneinsatz bis zu 50 Prozent des Erdgasverbrauchs eingespart werden können.
„Der Transformationsplan bietet Unternehmen ein praxisnahes Werkzeug, das technologisch fundierte, wirtschaftlich durchdachte und ökologisch wirksame Handlungsoptionen aufzeigt. Gleichzeitig verdeutlicht er, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten für den Erfolg ist“, erklärt Felix Pag.
In der anschließenden Diskussion wurden zentrale Aspekte des Transformationsprozesses vertieft. Auf dem Podium diskutierten Dr. Anja Starick (Leiterin des Umwelt‐ und Gartenamtes), Prof. Dr.‐Ing. Mark Junge (Limón GmbH), Jochen Bennewitz (Städtische Werke), sowie für die Unternehmensseite Susanne Welscher (Welscher GmbH), Markus Franz (FENi Solar) und Thomas Meibert (HÜBNER GmbH). Die Debatte zeigte: Die Bereitschaft, gemeinsam voranzugehen, ist hoch. Dr. Anja Starick stellte heraus: „Für uns als Stadt ist es zentral zu verstehen, wo Unternehmen bei der Transformation stehen, welche Herausforderungen sie sehen und wie wir sie gezielt unterstützen können. Der Transformationsplan liefert dafür wertvolle Einblicke und schafft eine wichtige Grundlage für passgenaue Maßnahmen.“ Daran anknüpfend betonte Prof. Junge von der Limón GmbH: „Wir müssen aus der Analyse in die Umsetzung kommen. Und wir brauchen die richtigen Rahmenbedingungen dafür.“
Ein besonderer Moment war die Übergabe von Teilnahmeurkunden an die beteiligten Unternehmen durch Stadtklimarätin Fedderke. Sie verband dies mit einem klaren Signal: „Ihr Engagement ist Vorbild. Der Industriepark Waldau ist ein Leuchtturmprojekt für klimaneutrale Gewerbestandorte in Nordhessen.“
Beim anschließenden Get‐together wurde deutlich: Die Zusammenarbeit soll auch nach Projektende mit dem Ziel fortgeführt werden, den Wirtschaftsstandort Kassel zukunftsfähig und klimaneutral zu gestalten. Das Projekt wird von der Europäischen Union kofinanziert.
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Quelle: Stadt Kassel