Welche Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken bietet die Region Nordhessen-Marburg derzeit ansässigen Unternehmen in puncto Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch nachhaltiges Wirtschaften?
Regionale Stärken sind zahlreiche innovationsstarke Unternehmen, ein starker Branchenmix im Energieeffizienzbereich und eine starke Wissenschafts- und Forschungslandschaft, die neben zwei Universitäten auch ein Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik beheimatet, sowie verfügbare Flächen, zum Beispiel für Photovoltaik und Windkraft. Es gibt in der Region schon heute Leuchtturmprojekte in Form besonders innovativer und nachhaltiger Unternehmen im Bereich nachhaltiger Energietechnik, die bundesweit als Vorbilder gelten können. Im Rahmen einer Unternehmerallianz können Best Practices dargestellt und kann Wissensteilung organisiert werden. Eine naturorientierte Wertetradition, die in der Region verankert ist, hilft bei der Umsetzung von notwendigen Transformationsprozessen zusätzlich.
Regionale Schwächen sind zum Beispiel die Ausweichverkehre, die unter anderem aufgrund des fehlenden Lückenschlusses zwischen den Autobahnen A44 und A49 und fehlender Ortsumgehungen, wie die B508n von Frankenberg nach Erndtebrück, die B252 von Marburg nach Frankenberg und die Nordumgehung Kassel über die A7 zur A44, auftreten. Sie belasten die Umwelt und verhindern effizientere Logistikketten. Zu einer zukunftsfähigen Infrastruktur gehört auch der Ausbau neuer Verkehrswege, der Ladeinfrastruktur und des öffentlichen Personennahverkehrs. Eine vielfach eher ausbaufähige digitale Infrastruktur in der Region erschwert digitale Transformationsprozesse und die Umsetzung digitaler Innovationen, die in einer höheren Prozesseffizienz resultieren.
Chancen für regionale Unternehmen liegen nicht zuletzt in denWettbewerbsvorteilen, die durch den rechtzeitigen Wandel hin zu treibhausgasarmen Produkten und Prozessen generiert werden können, in den aktuellen Fördermöglichkeiten beim Thema Wasserstoff oder in einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die vielfältige Potenziale aufdecken kann. Ein zunehmender Zuzug gut ausgebildeter Fachkräfte – insbesondere in „Post-Corona-Zeiten“ – aufgrund einer innovativen, attraktiven sowie grünen Region mit entsprechenden unternehmerischen Rahmenbedingungen stärkt den Wettbewerbsvorteil nochmals. Ebenso liegen große Chancen in einer zunehmenden Digitalisierung der Unternehmen, in der Internationalisierung sowie in der Investorengewinnung aufgrund der Transformationsprozesse hin zur Klimaneutralität. Eine branchen- und clusterübergreifende Zusammenarbeit unter den Unternehmen in der Region erhöht die Chancen auf konkrete Lösungen und Synergien mit daraus resultierenden Wettbewerbsvorteilen.
Risiken für regionale Unternehmen sind bei schon bestehendem Fachkräftemangel die mögliche Abwanderung von Fachkräften und Investoren aufgrund nicht erfolgter Transformations- und Anpassungsprozesse und der nicht immer gegebene Zugang zu Venture Capital. Der regionale Wettbewerb um das Thema Wasserstoff ist in vollem Gange. Günstigere Rahmenbedingungen in anderen Regionen (wie Innovationsnetzwerke, unternehmensübergreifende Forschungsprojekte oder Wissenschaftszentren zum Thema Wasserstoff) und politische Entscheidungen, die die Interessen der regionalen Wirtschaft nicht in ausreichendem Maße berücksichtigen, können Unternehmen dazu bewegen, abzuwandern.
Diese regionalen Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken gilt es zu erkennen, um gemeinsam die Stärken zu nutzen und die unternehmerischen Chancen zu realisieren.