Prof. Dr. Ulrike Jordan arbeitet an der Universität Kassel am Institut für Thermische Energietechnik, Fachgebiet Solar- und Anlagentechnik. Gemeinsam mit der Limón GmbH erstellt ihr Fachgebiet den „Transformationsplan Klimaneutralität Industriepark Waldau“ für die Stadt Kassel. Wir haben ihr drei Fragen gestellt.
Was sind bisher die interessantesten Erkenntnisse des Transformationsplans?
Wir haben den Energieverbrauch von 30 Betrieben untersucht. Überraschend ist der hohe Bedarf an Raumwärme, während kaum Wärme für Industrieprozesse benötigt wird. Das bedeutet, dass nur sehr niedrige Temperaturen benötigt werden, was für die Nutzung von erneuerbaren Energien günstig ist. Außerdem rechnen wir mit einem außerordentlich hohen Anstieg des Strombedarfs für die Elektromobilität.
Was sind die wesentlichen Stellschrauben für Firmen, um ihre Energieversorgung zu dekarbonisieren?
Für die Wärmeversorgung im Industriepark kommen hauptsächlich der Einsatz großer Luftwärmepumpen und Fernwärme in Betracht. Entscheidende Stellschrauben sind daher der Ausbau des Stromnetzes und der Fernwärme. In einem Teilgebiet könnte durch Temperaturabsenkung in einem neuen Netzabschnitt eine hohe Effizienzsteigerung erzielt werden. Das wäre sehr innovativ.
Welche Schritte und Investitionen stehen für die Unternehmen an?
Viele Unternehmen nutzen Dunkelstrahler, die in den nächsten zehn Jahren ersetzt werden müssen. Das bietet die Chance, auf Heizungstechnik mit niedrigeren Temperaturen umzusteigen. Außerdem sind Investitionen in die Wärmebereitstellung nötig: entweder in Großwärmepumpen oder in Wärmeübergabestationen bei Fernwärmenutzung.
Quelle: Wirtschaft Nordhessen 01/2025